Pharmakologische Eigenschaften von Amitriptylin
Amitriptylin gehört zur Gruppe der trizyklischen Antidepressiva (TCA). Es wirkt hauptsächlich durch Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin in die präsynaptischen Nervenzellen, was zu einer Steigerung der Neurotransmitterkonzentration im synaptischen Spalt führt. Darüber hinaus zeigt Amitriptylin anticholinerge, antihistaminerge und antiadrenerge Wirkungen, die für Nebenwirkungen und zusätzliche therapeutische Effekte verantwortlich sind. Seine Halbwertszeit beträgt im Durchschnitt 10 bis 28 Stunden, was eine tägliche Einnahme meist ausreichend macht.
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Indikationen für den Einsatz
Amitriptylin wird primär bei depressiven Episoden eingesetzt, insbesondere bei Endogen-depressiven Zuständen. Darüber hinaus findet es Anwendung bei neuropathischen Schmerzen, wie z.B. postherpetischer Neuralgie oder diabetischer Neuropathie. In der Migräneprophylaxe wird Amitriptylin ebenfalls eingesetzt, da es durch seine Wirkung auf das zentrale Nervensystem die Häufigkeit und Intensität von Attacken vermindern kann. Auch bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Panikstörungen kann es, je nach ärztlicher Verordnung, verwendet werden.
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Dosierungsanleitung und Anpassung
Die Anfangsdosis für Erwachsene beträgt meist 25 mg einmal täglich, vorzugsweise abends wegen der sedierenden Wirkung. Die Dosis kann schrittweise auf bis zu 150 mg pro Tag erhöht werden, abhängig vom Ansprechen und der Verträglichkeit. Bei älteren Patienten oder Menschen mit Leberfunktionsstörungen sollte die Dosis reduziert und mit Vorsicht titriert werden. Bei Kindern wird Amitriptylin nur selten eingesetzt und nur unter strenger ärztlicher Überwachung. Die Dosisanpassung erfolgt in der Regel in Intervallen von mehreren Tagen bis Wochen.
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Pharmakokinetische Besonderheiten
Amitriptylin wird nach oraler Einnahme gut resorbiert, allerdings unterliegt es einem ausgeprägten First-Pass-Metabolismus in der Leber. Der Hauptmetabolit Nortriptylin besitzt ebenfalls eine antidepressive Wirkung und trägt zur Gesamtwirkung bei. Die Plasmaproteinbindung liegt bei ca. 90–95 %. Die Elimination erfolgt über den Harn, wobei sowohl unverändertes Medikament als auch Metabolite ausgeschieden werden. Die metabolisierende Cytochrom-P450-Enzyme, insbesondere CYP2D6, sind für individuelle Unterschiede in der Wirkung und Nebenwirkungsprofile verantwortlich.
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Wechselwirkungen mit anderen Substanzen
Amitriptylin interagiert mit verschiedenen Medikamenten, die das zentrale Nervensystem beeinflussen. Die gleichzeitige Anwendung von Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmer) kann zu schweren, potentiell lebensbedrohlichen Reaktionen führen. Auch die Kombination mit serotonergen Substanzen erhöht das Risiko eines Serotonin-Syndroms. Weitere Wechselwirkungen bestehen mit Medikamenten, die die CYP2D6-Enzyme hemmen oder induzieren, wie z. B. Fluoxetin oder Carbamazepin, was die Amitriptylinspiegel erhöhen oder senken kann. Gleichzeitige Einnahme von Alkohol oder Benzodiazepinen verstärkt die sedierende Wirkung von Amitriptylin.
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Kontraindikationen und Ausschlusskriterien
Amitriptylin ist kontraindiziert bei Patienten mit kürzlich aufgetretenem Myokardinfarkt aufgrund der kardialen Nebenwirkungen. Ebenfalls ausgeschlossen sind Personen mit bekannter Überempfindlichkeit gegen trizyklische Antidepressiva. Patienten mit Glaukom im Engwinkeltyp oder Harnverhalt sollten Amitriptylin nicht einnehmen, da die anticholinerge Wirkung diese Zustände verschlechtern kann. Schwere Lebererkrankungen stellen ebenfalls eine relative Kontraindikation dar, da der Metabolismus stark beeinträchtigt wird. Außerdem ist Vorsicht bei Epilepsie geboten, da Amitriptylin die Krampfschwelle senken kann.
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Besondere Hinweise bei Schwangerschaft
Amitriptylin sollte während der Schwangerschaft nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden. Es besteht das Risiko neonataler Entzugssymptome und möglicher Herz-Kreislauf-Komplikationen beim Neugeborenen. Studien zeigen keine eindeutigen teratogenen Effekte, jedoch ist die Anwendung im ersten Trimester mit Vorsicht zu betrachten. Während der Stillzeit wird die Substanz in die Muttermilch ausgeschieden, was zu unerwünschten Wirkungen wie Sedierung oder Reizbarkeit beim Säugling führen kann.
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Unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Mundtrockenheit, Sedierung, Schwindel und Gewichtszunahme. Aufgrund der anticholinergen Eigenschaften können zudem Verstopfung, Harnverhalt und verschwommenes Sehen auftreten. Kardiovaskulär sind Tachykardie sowie orthostatische Hypotonie relevant, was besonders bei älteren Patienten zu Sturzrisiken führen kann. Seltenere Nebenwirkungen umfassen Leberfunktionsstörungen, Blutbildveränderungen und Krampfanfälle. Bei abruptem Absetzen können Entzugssymptome wie Unruhe, Übelkeit und Kopfschmerzen entstehen.
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Besondere Patientenpopulationen
Bei älteren Menschen muss aufgrund erhöhter Anfälligkeit für Nebenwirkungen eine niedrigere Startdosis gewählt und sorgsam gesteigert werden. Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion sollten engmaschig überwacht werden, da eine verlängerte Halbwertszeit zu Kumulation und erhöhter Toxizität führen kann. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen ist Vorsicht geboten, insbesondere bei bestehender Arrhythmie oder verlängertem QT-Intervall. Im Kindes- und Jugendalter ist die Anwendung selten und nur unter spezialisierten Bedingungen angezeigt, da hier ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wirkungen besteht.
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Applikationshinweise und Formulierungen
Amitriptylin ist in Tablettenform mit unterschiedlichen Dosierungen erhältlich, die eine flexible Anpassung ermöglichen. Die Einnahme sollte bevorzugt abends erfolgen, um die sedierende Wirkung zu nutzen und die Tagesmüdigkeit zu minimieren. Die Tabletten dürfen im Allgemeinen geschluckt, nicht zerkaut oder zerbrochen werden, um eine gleichmäßige Wirkstofffreisetzung zu gewährleisten. Bei Schluckproblemen kann unter ärztlicher Anweisung auf alternative Galenika ausgewichen werden. Die Lagerung sollte trocken, lichtgeschützt und bei Raumtemperatur erfolgen.
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Therapeutische Überwachung und Kontrollen
Regelmäßige Kontrolle der Herzfunktion mittels EKG wird bei langfristiger Therapie empfohlen, um kardiologische Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Ebenso sollten Blutdruck und Puls überwacht werden, da orthostatische Dysregulation häufig vorkommt. Bei klinischen Anzeichen von Leberbeteiligung sind Leberwerte zu kontrollieren. Therapeutische Spiegelbestimmungen im Serum können bei ungewöhnlichen Nebenwirkungen oder unzureichender Wirkung sinnvoll sein. Psychiatrische Verlaufskontrollen sind notwendig, um die Wirksamkeit und mögliche Suizidalität-associated Risiken in der Anfangsphase zu beurteilen.
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