Chloramphenicol Chemische Zusammensetzung

Chloramphenicol ist ein bakteristatisches Antibiotikum mit dem chemischen Namen 2,2-Dichlor-N-[(1R,2R)-2-hydroxy-1-(hydroxymethyl)-2-(4-nitrophenyl)ethyl]acetamid. Es gehört zur Klasse der Amphenicole und besitzt eine molekulare Formel von C11H12Cl2N2O5. Das Molekül enthält zwei Chloratome, die für seine hohe Lipophilie verantwortlich sind, was bedeutenden Einfluss auf die Penetration in Gewebe und Zellen hat.

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Pharmakodynamik und Wirkmechanismus

Chloramphenicol hemmt irreversibel die bakterielle Proteinsynthese. Dies geschieht durch Bindung an die 50S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen, wo es die Peptidyltransferase-Aktivität blockiert. Die Folge ist eine Unterbrechung der Peptidkettenverlängerung, wodurch die Keimvermehrung gestoppt wird. Der Wirkmechanismus ist spezifisch für prokaryotische Ribosomen, was eine relative Selektivität gegenüber Bakterien ermöglicht.

Antibakterielle Wirkspektrum Details

Chloramphenicol besitzt ein breites Wirkspektrum, das sowohl grampositive als auch gramnegative Aerobier sowie Anaerobier umfasst. Es ist aktiv gegen Erreger wie Salmonella typhi, Haemophilus influenzae, Neisseria meningitidis und Rickettsien. Im Gegensatz zu vielen anderen Antibiotika wirkt es auch gegen seltene Pathogene wie Chlamydien. Diese breite Wirkung macht es bei bestimmten schweren Infektionen von großem Nutzen.

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Metabolisierung und Biotransformation

Die Metabolisierung von Chloramphenicol erfolgt vor allem in der Leber durch Glucuronidierung. Der primäre Metabolit ist das Chloramphenicol-3-O-Glucuronid, das pharmakologisch inaktiv ist. Die Geschwindigkeit der Metabolisierung kann durch Leberfunktionsstörungen erheblich beeinträchtigt werden, was zu kumulativer Wirkstoffkonzentration führt. Außerdem passiert Chloramphenicol die Plazentaschranke und gelangt in die Muttermilch.

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Pharmakokinetische Eigenschaften

Chloramphenicol wird oral schnell resorbiert und erreicht nach ungefähr 1 bis 2 Stunden maximale Plasmakonzentrationen. Seine Verteilung erfolgt weitreichend, auch in das Zerebrospinalfluid, was es für die Behandlung von bakterieller Meningitis geeignet macht. Die Plasmahalbwertszeit beträgt bei Patienten mit normaler Organfunktion etwa 1,5 bis 4 Stunden, kann jedoch bei Nieren- oder Leberschäden verlängert sein. Eine renale Ausscheidung erfolgt hauptsächlich als inaktive Metabolite.

Indikationen für Klinische Anwendung

Chloramphenicol wird klinisch bei schweren Infektionen eingesetzt, wenn andere Antibiotika nicht verfügbar oder unwirksam sind. Dazu zählen Typhus, bakterielle Meningitis, Brucellose und schwere Infektionen durch anaerobe Erreger. Außerdem wird es bei Rickettsiosen und bestimmten Augenerkrankungen als lokal appliziertes Medikament verwendet. Die Anwendung erfordert oft eine Therapieüberwachung aufgrund unerwünschter Effekte.

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Dosierung und Applikationshinweise

Die Dosierung von Chloramphenicol erfolgt in der Regel in mg/kg Körpergewicht, angepasst an das Alter und das Gewicht des Patienten. Bei Erwachsenen beträgt die übliche Dosis oral 50 mg/kg/Tag, aufgeteilt auf mehrere Einzeldosen. Intravenöse Anwendung wird bei schweren Infektionen bevorzugt. Die Therapiedauer beträgt meist 7 bis 14 Tage, variiert aber je nach Indikation. Dosisanpassungen sind bei eingeschränkter Leberfunktion notwendig.

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Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Chloramphenicol beeinflusst die Aktivität verschiedener Enzyme des Cytochrom-P450-Systems, insbesondere CYP3A4 und CYP2C19, was die Metabolisierung anderer Medikamente verändern kann. Die gleichzeitige Anwendung mit blutverdünnenden Mitteln oder Phenytoin kann deren Plasmaspiegel erhöhen und somit das Risiko von Nebenwirkungen steigern. Die Kombination mit Tetracyclinen kann antagonistisch wirken, da beide Antibiotika an Proteinbiosyntheseprozesse ansetzen.

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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen Spezifisch

Zu den seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkungen von Chloramphenicol zählt die aplastische Anämie, eine irreversible Knochenmarkschädigung, die dosisunabhängig auftreten kann. Weitere Effekte sind reversible Knochenmarkssuppression, die zu Leukopenie und Thrombozytopenie führt. Häufige Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall. Bei Kindern kann es zu einem sogenannten „Gray-Baby-Syndrom“ kommen, das durch eine reduzierte Metabolisierung charakterisiert ist.

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Besonderheiten der Anwendung bei Patienten

Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion benötigen eine sorgfältige Überwachung und Dosisanpassung, da die Clearance von Chloramphenicol vermindert sein kann. In der Schwangerschaft überquert das Medikament die Plazenta und kann beim Fetus Schäden verursachen. Aufgrund der Risiko-Nutzen-Abwägung wird empfohlen, es nur bei zwingender Indikation anzuwenden. Säuglinge unter zwei Monaten sind aufgrund der unzureichenden Metabolisierungsfähigkeit besonders gefährdet.

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Lagerung und Haltbarkeitsempfehlungen

Chloramphenicol ist lichtempfindlich und sollte in möglichst gut verschlossenen Originalbehältnissen, geschützt vor Licht und Feuchtigkeit bei Temperaturen unter 25 °C gelagert werden. Pulver zur Herstellung der Lösung ist nur begrenzt haltbar und muss nach Anrühren zeitnah verbraucht werden. Abgepackte Augentropfen sind als sterile Zubereitung besonders empfindlich und müssen nach Öffnung in der Regel innerhalb von 28 Tagen entsorgt werden.