Medikamentenname und Wirkstoff
Famvir ist der Handelsname für den Wirkstoff Famciclovir. Dieser gehört zur Gruppe der antiviralen Arzneimittel und wird vorwiegend zur Behandlung von Herpes-simplex- und Varizella-zoster-Virus-Infektionen verwendet. Famciclovir ist ein Prodrug und wird im Körper zu Penciclovir metabolisiert, das die Virusvermehrung hemmt. Die pharmakologische Wirkung beruht auf der Hemmung der viralen DNA-Polymerase.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Famciclovir wird rasch im Magen-Darm-Trakt aufgenommen und erreicht eine maximale Plasmakonzentration innerhalb von etwa 1 Stunde nach oraler Einnahme. Die Bioverfügbarkeit liegt bei circa 77%. Das Prodrug wird durch intestinale und hepatische Esterasen zu Penciclovir umgewandelt. Penciclovir besitzt eine Plasmahalbwertszeit von ungefähr 2 Stunden, wobei die Elimination vorwiegend renal erfolgt. Die renale Ausscheidung erfolgt hauptsächlich unverändert.
Therapeutische Anwendungsgebiete
Famvir wird zur Behandlung von Herpes zoster (Gürtelrose), genitalem Herpes sowie zur Suppression rezidivierender Herpes simplex-Infektionen eingesetzt. Außerdem dient es der Behandlung von oralen Herpesinfektionen. Bei Immungeschwächten Patienten kann Famvir zur Prophylaxe von Herpes-simplex-Reaktivierungen angewendet werden. Die Wirksamkeit erstreckt sich auf die Reduktion der Schwere und Dauer der Symptome.
Dosierungsempfehlungen je Indikation
Die Dosierung von Famvir variiert je nach Erkrankung: Bei Herpes zoster wird häufig eine Dosis von 500 mg dreimal täglich über 7 Tage verabreicht. Die Behandlung von genitalem Herpes variiert zwischen Initialtherapie und Rezidivbehandlung, typischerweise 250 mg dreimal täglich für 5 bis 10 Tage. Zur Suppression kann eine niedrigere Tagesdosis von 250 mg zweimal täglich empfohlen werden. Die Dosisanpassung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist erforderlich.
Wirkmechanismus im Detail
Famciclovir wirkt als Neupurin-Nukleosidanalogon. Nach Umwandlung zu Penciclovir wird es selektiv in von Viren infizierte Zellen aufgenommen und durch die virale Thymidinkinase zunächst monophosphoryliert. Anschließend erfolgt eine Umwandlung in die aktive Triphosphatform, die kompetitiv die virale DNA-Polymerase hemmt, wodurch die Virus-DNA-Synthese blockiert wird. Diese Wirkung ist spezifisch für virusinfizierte Zellen und schont körpereigene Zellen.
Kontraindikationen und Gegenanzeigen
Famvir darf nicht bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Famciclovir oder einem der Hilfsstoffe eingenommen werden. Weiterhin ist die Anwendung bei schweren Leberfunktionsstörungen kontraindiziert, da die Stoffwechselwege beeinträchtigt sein können. Bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen ist ohne Dosisanpassung von einer Verschlechterung der Nebenwirkungen auszugehen. Kinder unter 18 Jahren sollten Famciclovir mit Vorsicht oder gar nicht erhalten, sofern nicht ausdrücklich erlaubt.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Famciclovir weist ein geringes Potenzial für Arzneimittelwechselwirkungen auf, jedoch können nephrotoxische Substanzen die Nierenfunktion zusätzlich belasten. Die gleichzeitige Gabe mit Probenecid kann die renale Clearance von Penciclovir reduzieren, was zu erhöhten Plasmakonzentrationen führt. Wechselwirkungen mit Medikamenten, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System beeinflussen, sollten überwacht werden. Spezielle Hinweise zur gleichzeitigen Einnahme mit anderen antiviralen Mitteln sind zu beachten.
Besondere Patientengruppen und Anpassungen
Bei älteren Patienten ist aufgrund eines möglichen Rückgangs der Nierenfunktion eine Dosisanpassung von Famvir angezeigt. Schwangere und stillende Frauen sollten Famciclovir nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erhalten, da keine hinreichenden Studien an diesen Populationen vorliegen. Die Wirkung und Sicherheit bei Kindern unter 18 Jahren sind nicht umfassend untersucht, weshalb die Anwendung in dieser Gruppe eingeschränkt ist und meist nur unter besonderen Umständen erfolgt.
Pharmazeutische Eigenschaften und Zusammensetzung
Famvir ist in Form von Tabletten mit unterschiedlichen Wirkstärken erhältlich, üblicherweise 125 mg, 250 mg und 500 mg. Die Tabletten enthalten neben Famciclovir verschiedene Hilfsstoffe wie mikrokristalline Cellulose, Natriumstärkeglykolat und Magnesiumstearat. Die Lagerung sollte bei Temperaturen unter 30 Grad Celsius und in trockener Umgebung erfolgen. Die Tabletten sind für den oralen Gebrauch bestimmt und weisen eine gute Stabilität über das Haltbarkeitsdatum auf.
Pharmakovigilanz und Nebenwirkungsprofil
Die häufigsten Nebenwirkungen von Famvir betreffen das Verdauungssystem, einschließlich Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen. Darüber hinaus können Kopfschmerzen, Müdigkeit und Hautausschläge auftreten. Selten berichten Patienten über neurologische Effekte wie Schwindel oder Verwirrtheit. In Einzelfällen wurden allergische Reaktionen beobachtet. Die meisten Nebenwirkungen sind mild und reversibel, sollten jedoch überwacht werden, insbesondere bei Langzeitanwendung oder bei Patienten mit Vorerkrankungen.
Metabolismus und Ausscheidungswege
Nach der oralen Aufnahme erfolgt eine rasche Hydrolyse von Famciclovir zu Penciclovir, das systemisch wirksam ist. Der Hauptmetabolismus erfolgt hepatisch über Oxidations- und Konjugationsreaktionen. Die renale Ausscheidung erfolgt unverändert und über Metaboliten, wobei etwa 70-80% der verabreichten Dosis innerhalb von 24 Stunden im Urin ausgeschieden werden. Eine beeinträchtigte Nierenfunktion verzögert die Clearance und beeinflusst die Plasmaspiegel signifikant.
Therapiebegleitende Kontrollen
Während der Behandlung mit Famvir sind regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion angezeigt, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Nierenerkrankungen. Die Überwachung von Leberwerten wird bei längerer Therapiedauer empfohlen. Klinische Kontrollen hinsichtlich des Ansprechens der viralen Erkrankung sollten erfolgen, um frühzeitig Therapieanpassungen vorzunehmen. Bei Auftreten unerwarteter Nebenwirkungen ist eine Laboruntersuchung zur Abklärung sinnvoll.
Resistenzentwicklung und Umgang
Bestehende oder sich entwickelnde Resistenz gegenüber Famciclovir ist selten, tritt jedoch vor allem bei immungeschwächten Patienten auf. Die Resistenz beruht meist auf Mutationen im thymidinkinase-Gen des Virus, die zur verminderten Aktivierung des Wirkstoffs führen. Beim Verdacht auf Resistenz ist eine Umstellung auf alternative antivirale Therapieoptionen notwendig. Die Überwachung von Ausbrüchen trotz Therapie ist essenziell, um Resistenzen frühzeitig zu erkennen.
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