Pharmakologische Wirkungsweise
Paroxetine gehört zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Es erhöht die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt, indem es die Wiederaufnahme dieses Neurotransmitters in die präsynaptischen Nervenzellen hemmt. Diese Erhöhung des Serotoninspiegels wirkt stimmungsaufhellend und angstlösend. Die Wirkung von Paroxetine setzt nicht unmittelbar ein, sondern tritt meist nach mehreren Wochen regelmäßiger Einnahme ein. Es beeinflusst spezifisch serotonerge Nervenbahnen und hat nur geringe Affinität zu anderen Neurotransmittersystemen, was die Spezifität und Verträglichkeit verbessert.
Indikationen und Anwendungsgebiete
Paroxetine wird primär zur Behandlung von Major Depression, generalisierten Angststörungen, sozialer Phobie und Panikstörung eingesetzt. Zusätzlich findet es Anwendung bei Zwangsstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen sowie bei bestimmten Formen der Bulimie und prämenstruellen dysphorischen Störungen. Die Zulassung und Empfehlung für diese Indikationen variieren je nach Region und Arzneimittelregulator. Die Anwendung erfolgt je nach Diagnose und klinischem Ansprechen unter streng medizinischer Kontrolle.
Dosierungs- und Einnahmehinweise
Die Dosierung von Paroxetine sollte individuell durch den behandelnden Arzt bestimmt werden, da sie von der zu behandelnden Erkrankung sowie dem Ansprechverhalten des Patienten abhängt. Übliche Anfangsdosen betragen 20 mg täglich, die bei Bedarf schrittweise erhöht werden können. Paroxetine ist in Form von Filmtabletten oder Retardkapseln erhältlich und sollte vorzugsweise morgens eingenommen werden, um Schlafstörungen vorzubeugen. Die Einnahme erfolgt unabhängig von den Mahlzeiten, wobei die Tabletten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt werden sollten.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach oraler Einnahme wird Paroxetine gut resorbiert, mit einer Bioverfügbarkeit von etwa 50 %, die durch den First-Pass-Effekt in der Leber beeinflusst wird. Die maximale Plasmakonzentration wird in 5 bis 6 Stunden erreicht. Paroxetine ist lipophil und verteilt sich weit im Körper, auch im zentralen Nervensystem. Es wird hauptsächlich über das Cytochrom-P450-Enzymsystem, insbesondere CYP2D6, metabolisiert und weist eine Eliminationshalbwertszeit von etwa 21 Stunden auf, was eine einmal tägliche Einnahme ermöglicht. Die Metaboliten werden überwiegend renal ausgeschieden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Paroxetine kann die Wirkung anderer Medikamente durch Hemmung des Enzyms CYP2D6 verstärken, was insbesondere bei Medikamenten wie Trizyklika, Beta-Blockern oder Antipsychotika zu beachten ist. Die gleichzeitige Gabe mit Monoaminoxidase-Hemmern ist kontraindiziert wegen des Risikos eines Serotonin-Syndroms. Zudem kann Paroxetine die Blutgerinnung beeinflussen und bei der Kombination mit oralen Antikoagulanzien oder nichtsteroidalen Antirheumatika das Blutungsrisiko erhöhen. Andere psychotrope Substanzen, Alkohol und zentrale Nervensystem dämpfende Mittel können in ihrer Wirkung durch Paroxetine verstärkt oder verändert werden.
Besondere Patientengruppen
Bei älteren Patienten ist auf eine eingeschränkte Leber- und Nierenfunktion zu achten, die die Pharmakokinetik von Paroxetine verändern kann. Die Dosis sollte möglichst niedrig gehalten und sorgfältig titriert werden. Schwangere sollten Paroxetine nur bei klarer Indikation einnehmen, da das Risiko für neonatales Entzugssyndrom oder Herzfehlbildungen diskutiert wird. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist eine Behandlung nur ausnahmsweise und unter strenger Überwachung zu empfehlen, da Studien Hinweise auf ein erhöhtes Suizidrisiko in dieser Gruppe gezeigt haben.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Typische Nebenwirkungen umfassen gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Des Weiteren können sexuelle Funktionsstörungen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen sowie Schwindel auftreten. Zu Beginn der Therapie sind häufig vorübergehende Angstzustände oder innere Unruhe beobachtet worden. Selten können hyponatriämische Zustände oder Krampfanfälle auftreten, insbesondere bei vulnerablen Patientengruppen. Bei abruptem Absetzen steigt die Wahrscheinlichkeit für Absetzsymptome wie Schwindel, Reizbarkeit und sensorische Störungen signifikant an.
Hinweise zur Lagerung und Haltbarkeit
Paroxetine sollte bei Raumtemperatur gelagert werden, ideal zwischen 15 °C und 25 °C, und vor Feuchtigkeit sowie direktem Sonnenlicht geschützt werden. Die Tabletten sind in der Originalverpackung aufzubewahren, um die Stabilität und Wirksamkeit über den gesamten Haltbarkeitszeitraum zu gewährleisten. Nach Ablauf des angegebenen Verfallsdatums auf der Verpackung dürfen die Medikamente nicht mehr verwendet werden, da eine Minderung der Wirksamkeit oder veränderte Nebenwirkungsprofile nicht ausgeschlossen werden können.
Therapieüberwachung und Kontrollen
Während der Behandlung mit Paroxetine sind regelmäßige klinische Kontrollen notwendig, um die Effizienz der Therapie sowie eventuelle Nebenwirkungen zu bewerten. Blutbildkontrollen und Überwachung der Leber- und Nierenfunktion können bei Langzeitanwendung indiziert sein. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Überwachung psychiatrischer Symptome zur Früherkennung möglicher Verschlechterungen oder Suizidalität. Die Anpassung der Dosis erfolgt in Abhängigkeit von klinischem Ansprechen und Verträglichkeit. Ärzte sollten zudem auf Anzeichen eines Serotonin-Syndroms achten, insbesondere bei Kombination mit anderen serotonergen Substanzen.
Relevante Kontraindikationen
Die Anwendung von Paroxetine ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder Hilfsstoffen. Ebenfalls kontraindiziert ist die Kombination mit Monoaminoxidase-Hemmern sowie während einer Therapie mit Thioridazin aufgrund des Risikos lebensbedrohlicher Arrhythmien. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Prolongation des QT-Intervalls, da Paroxetine das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen kann. Die Einnahme bei schwerer Leberinsuffizienz sollte nur nach strikter Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.
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